25.08.12

Autumn

Platten für die Insel 2
George Winston/Autumn, 1980


Weil es bald Herbst wird... Als Klavierspieler hat mich das mit 16 schwer getroffen. Und bis heute ist das hörbare Musik. Entdeckt hatte ich das nachts im Radio, als im Radio noch Musik lief.

Wind!

Platten für die Insel
Schick & Wedlich/SOL, 1990


Spanien aus dem Oberland (die schwäbische Gegend hinter Mengen und Saulgau). di Meola? de Lucia? et Cetera? Und es wächst seit 1990...

Es gibt allgemein zugängliche Dinge, die gehören einem doch ganz alleine. Ich meine nicht Schmuck oder Fotos. Ich meine Bilder im Kopf oder ein Lied. Schick und Wedlich, SOL heißt die Platte. Das hier ist mein Sound für den Morgen: Sol Invictus!

Ich habe die Scheibe lieb gewonnen und höre sie gerne früh morgens.

22.08.12

Blut und Hoden

Spartacus
Leben, Roman, Film, Fernsehserie, Penis, Blut, Gewalt


Theorie: Schwänze sind die neuen Titten im Mainstream. In den 70er/80er Jahren gab es hier und da mal einen Busen in "Klimbim" oder "Tatort" und die Emanuelle im Kino. Männer sahen gerne hin, entspannte Frauen auch.

Heute gibt es nackte Männer. Da deren Brüste eh schon Allgemeinbesitz sind, ziehen sie unten blank.

Hochgerechnet müsste also etwa 2041 eine im Schambereich rasierte Frau mit gespreizten Beinen die Sonntagabendunterhaltung bestreiten.

Lena Odenthal ist dann aber in Rente.

21.08.12

Endlich Sommer

2. Dezember 2012
1. Advent


Ja, es ist warm. Sehr warm. Das ist schön. Sehr, sehr schön. Und hält hoffentlich an. Denn wenn diese Hitzewelle endet, räumen die moralisch verwahrlosten Supermärkte sofort Spekulatius und Lebkuchen in die Regale. Wo ist die Jugend, um sowas mal wegzubomben? Ach, die twittern über Halloweenkostüme...

18.08.12

Verliebt in Freiburg

Wunder und mehr
Gefürchtete Kurzgeschichten I


"Hör mir doch auf mit deinem Clairvaux, der alte Sack hat ja nun wirklich gar nichts mehr zu melden!"

"Ahnung hatte er schon..."

"Aber genützt hat's ihm nichts!"

Jupp kicherte durch die Nase. Es war ein Sommermorgen am Münsterplatz. Eine stürmische Nacht hatte all die Wolken der vergangenen Tage beiseite gefegt. Das Münster hatte dumpf brummend vibriert wie eine große Maschine, als läge etwas in der Luft. Die ersten Frühaufsteher errichteten eben noch leicht fröstelnd ihre Marktstände. Karl, Jupp und ich waren in eine unserer üblichen Unterhaltungen vertieft. Wobei man sagen muss, dass unsere üblichen Unterhaltungen sich vor allem durch sehr, sehr lange Pausen auszeichnen. Wir haben ja Zeit, wir drei, fast alle Zeit der Welt.

Mir fiel ein alter, weißer Transporter auf, wohl ein FORD TRANSIT. Den hatte ich zuvor noch nie gesehen. Eine mit Schal, Mütze und Strickjacke vermummte Gestalt hüpfte heraus und begann flink, Blumenkübel und Gestecke zu einem geschmackvoll dekorierten Marktstand aufzubauen. Sie war alleine bei der Arbeit und aus dem Augenwinkel beobachtete ich anmutige Bewegungen.

"Aha, eine Neue auf dem Markt" , sagte Karl.

"Mhm", stimmte Jupp zu.

Ich schielte nach der Beschriftung des Wagens. MARISA BUONAROTTI, FLORISTIK konnte ich aus der Entfernung entziffern. Mein Herz schlug sofort höher bei dem Namen und ich bekenne freimütig, dass meine Kollegen oft nicht ganz zu Unrecht darüber scherzen, ich alter Drachen hätte im Kern ein Herz aus Stein. FLORISTIK stand da, Gott sei Dank nicht BLUMEN UND MEHR. Wie ich dieses vage UND MEHR hasse! Was mehr? MEHR im Sinne von: BIRGIT SCHÄUFELE, FUSSPFLEGE UND HANDFEUERWAFFEN? JEAN-LUC HOFFMAN, SCHREIBWAREN UND SKLAVEN? Oder PETER BLOCK, GRAFIK UND WURSTBROTE? Noch schlimmer wäre nur MARISAS BLUMENLÄDELE gewesen. Aber nein, da stand treffend und wahr FLORISTIK. Das hatte Stil und Eleganz, klang etwas stolz vielleicht. Allein der Name BUONAROTTI ist einem wie mir stallwarme Heimat. Mein Interesse war geweckt.

"Nett, hm?"

Das war wieder Karl. Der alte Narr hielt seine paar Schläfenflusen für eine Löwenmähne und sich für den soignierten Herrn. Ich ignorierte ihn, schließlich hatte ich sie zuerst entdeckt. Für ein abschließendes Urteil war es etwas zu früh, aber seinem selbst erklärten Fachverstand wollte ich sie auch nicht überlassen.

"Da, der Biobauer...", brummte ich dann und deutete mit den Augen auf einen anderen Stand. "Auch mal wieder da."

"Bio!", schnaubte Karl sofort.

Gute List, dachte ich.

"Was die heute Bio nennen", schimpfte Karl weiter, "das war früher normal. Einfach anbauen ohne Gift."

"Dein früher ist aber eine halbe Ewigkeit her", mischte sich Jupp ein.

"Oh, das Froschmaul mokiert sich über meine landwirtschaftlichen Ansichten!"

"Nicht immer gleich persönlich werden, Karl", mahnte ich ihn und sah zum Blumenstand der Marisa Buonarotti. Just in diesem Moment nahm sie ihren Schal ab und riss sich in einer formvollendeten Parabel die Mütze vom Kopf, schüttelte die dicken, schwarzen Strähnen aus ihrer bleichen Stirn, so dass ich ihr Gesicht sah.

Wenn ich sage: "Es traf mich wie ein Blitz!", so ist das keine leere Phrase oder schamlose Übertreibung, zu der die Menschen heute mit all ihrem "Mega", "Super", "Wahnsinn" neigen. Was ich da im Laufe nur eines Tages zu hören kriege! Hemmungslos wird aufgeblasen, was sich mit ein paar anderen Worten so simpel beschreiben ließe. Vielleicht wollen sie ihr kleines Leben dadurch größer machen, wichtiger. Ich halte das für dumme Eitelkeit. Zugegeben, der mir von den Kollegen unterstellte Hang zur Misanthropie ist latent vorhanden. Andererseits, was kümmert mich das Geschwätz dieser alten, versteinerten Säcke? Ich bleibe also dabei: "Es traf mich wie ein Blitz!", und ich kenne mich mit Blitzen aus.

Sie war eine Schönheit. Dunkles Haar umrahmte ihr blasses Gesicht. Das Marmor war, weiß wie Neuschnee. Hohe Wangen, feine Nase, große Augen, dunkel und verheißungsvoll, die bei einem freundlichen Nicken Richtung Kundschaft für den Bruchteil einer Sekunde aufblitzten wie die Sonne durchs Blätterwerk einer Linde im Sommer. Ihr Mund hatte die Form einer köstlichen Frucht, deren Namen man nicht kennt, aber von alten Kupferstichen weiß, die aus Zeiten stammen, als die Welt noch voller Wunder war. Ich ließ sie keinen Moment mehr aus den Augen, sah ihre schlanken Finger Sträuße binden, beobachtete sie beim Reden und Verhandeln, saugte jede Bewegung in mich auf. Die Sonne brachte Wärme und Marisa Buonarotti legte erst ihre Strickjacke ab, eine halbe Stunde später auch ihr viel zu großes Karohemd. Jetzt stand sie da in Unterhemd und engen, blauen Hosen und ich konnte nur gaffen. Lange Beine, ein prächtiger Hintern, sehnige Arme und, Herr im Himmel: zwei anbetungswürdige kleine Kuppeln wölbten den weißen Doppelripp. Man müsste sie in Stein hauen, so atemberaubend waren ihre Proportionen.

"Na, hab ich's nicht gesagt?", hob der idiotische Kurt wieder an. "Ein Weib wie aus dem Bilderbuch! Die Sünde in Person!"

 "Ach, halt doch dein dummes Maul, Quadratschädel!", fuhr ich ihn an.

"Holla!", feixte Jupp. " Sprießen da zarte Blättchen aus unseres Freundes Herz?"

"Und sei du Wurm grad' auch still!", schnauzte ich.

Zarte Blättchen sprossen aber in der Tat. Wie lange war ich schon alleine? Es mussten Jahrhunderte sein. Ich wünschte mir nichts mehr, als einen Blick von ihr, nur einen Blick und dass sie meine Anwesenheit bemerkte, mich aus der Bedeutungslosigkeit hob durch einen Moment ihrer Aufmerksamkeit. Doch Marisa Buonarotti war zu beschäftigt. Endlos schien der Strom der Passanten. Fast jeder verharrte einen Moment an ihrem Stand, nicht selten, um nach einem verwirrten Blick auf Blumen und Verkäuferin mit irritiertseligem Gesicht weiter zu treiben über den Platz. Was hätte ich gegeben für ein Lächeln, ein sanftes Wort aus diesem Mund mit den ebenmäßigen Zähnen, ach, Perlen waren's, Perlen aus der dunklen Tiefe eines unbekannten Ozeans.

Und dann brach plötzlich für einen kurzen Moment der Strom der Menschen ab. Eine kleine Lücke im Gewühl. Marisa Buonarotti reckte sich, dehnte die Arme weit hinter den Kopf. Ich sah ihre Brüste frech gegen den dünnen Stoff des alten Unterhemds drücken. Sie gähnte kurz, öffnete die Augen wieder und - sah mir ins Gesicht. Das Universum stand still, kein Molekül bewegte sich. Sie legte ihren Kopf leicht schief, ihr Blick war fragend. Ihre Lippen öffneten sich ganz langsam, sie lächelte. Marisa Buonarotti lächelte mich an! Dann sagte sie: "Ciao, caro!" und warf mir eine Kusshand zu.

Als ich aus meiner Bewusstlosigkeit erwachte, war der Münsterplatz fast leer. Die Marktstände waren verschwunden, nur eine Handvoll tratschender Amerikaner zottelte über das alte Pflaster.

"Now ain't that old Munster terrific, darling", sagte eine dicke Frau in kurzen Outdoorhosen und Sandalen.

"Pretty dark after all that Rokoko in... wasn't it Swannstine", antwortete ihr Mann in Anglerweste und Wanderstiefeln.

Sie watschelten davon und das Gemurmel verhallte. Ich schielte zu Jupp und Karl. Beide hielten sie das Maul. Gut! Sie hatten es also registriert, das Wunder von Marisa. Eine Taube ließ sich auf Kurts Kopf nieder und sah träge zum Brunnen hinunter. Dann flog sie gelangweilt weiter und kackte ihm auf die Mähne. Jupp schnaubte wieder sein Kichern durch die Nase.

"Also, nochmal wegen Clairvaux", begann er dann. "Kann sich denn keiner erinnern, ob das am dritten oder am vierten Dezember gewesen sein soll?"

"Bei aller Liebe, elfsechsundvierzig, Jupp, da waren wir noch nicht mal in Planung!"

"Was sagt denn unser Don Juan", wandte Jupp sich an mich.

Ich schenkte ihm ein mildes Lächeln.

"Er war an beiden Tagen da, Jupp."

"Nein", machte der fassunglos.

"Ja", machte ich geduldig.

"Na also", machte Kurt.

Und dann plauderten wir über das Münster und die Freiburger, das Leben, die Liebe und die Taubenscheiße. Wie in alten Zeiten mit langen Unterbrechungen, versteht sich. Ach, es ist herrlich verliebt zu sein! Noch schöner, verliebt in Freiburg zu sein. Und vielleicht sehe ich sie morgen wieder, oder nächste Woche. Oder in hundert Jahren. So abwartemäßig echt Wahnsinn: wir haben total supermega viel Zeit hier oben, wir Wasserspeier an der Nordseite des Langhauses.

17.08.12

MEDIA VITA IN MORTE SUMUS

Mehr Neues vom Toten
Nach bestem Gewissen entziffert

 
Kürzlich stand hier zu lesen:" Auf der kleinen, vom Wald umsäumten Sandinsel im Bach, der vor unserem Haus fließt, fanden Arbeiter vor nicht allzu langer Zeit die Überreste eine Mannes. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug, rahmengenähte Budapester und eine abgewetzte Ledermappe die ihn, -schwer zu schätzen, aber sicher jenseits der Vierzig- wohl schon zu Schulzeiten begleitet hatte. Darin fanden sich vollgeschriebene Schulhefte und auch ausgedruckte Seiten; Notizen, Texte, Zahlen, Gekritzel, die meisten zur Unkenntlichkeit vergammelt. Wie übrigens auch der sie vermutlich einst verfassende, unbekannte Herr. Das Leibliche ist flüchtig, Schatten sind wir."
 
Die letzte Deutung der Überreste hier im Wortlaut: 
 
Am dreiundzwanzigsten Juni gegen neun Uhr vormittags starb mein Vater. Er starb im Schlaf. Mein Vater starb im Bett. Er starb an den Folgen eines Gehirntumors. Mein Vater starb an den Folgen einer Gehirntumoroperation in seinem Bett. Er starb einfach.

Meine damalige Freundin, ich war in dem Alter, als man seine Frauen noch so nannte, meine damalige Freundin weckte mich nach dreieinhalb Stunden Schlaf. Dreieinhalb Stunden sind schlechter als wach bleiben. Du bist völlig in der Sülze nach dreieinhalb Stunden. Sie rüttelte mich wach, stand zitternd am Bett und sagte: "Deine Mutter hat... auf dem Anrufbeantworter...deine Mutter. Dein Vater stirbt."

Ich wankte aus dem Bett, quer durch die Wohnung. Die Taste gedrückt und aus dem winzigen Lautsprecher des Kombigerätes klang blechern die Stimme meiner Mutter, völlig isoliert von irgendwelchen Gefühlen, fremd, Bericht erstattend: "Komm schnell, dein Vater stirbt. Die sagen, er ist tot. Er stirbt. Die sagen, er ist tot. Komm...die behaupten..."

Seit diesem Moment habe ich eine Abneigung gegen das Abhören meines Anrufbeantworters. Ich rechne immer nur mit schrecklichen Nachrichten. Reißt mich das Telefon gar aus dem Schlaf, was oft passiert, weil ich lange arbeite in der Nacht, reagiere ich mit Paranoia. Ich vergrabe den Kopf unter den Kissen. Oder springe von Furien gehetzt zum Hörer. Ich mag das nicht mehr, das überraschende Klingeln, seit damals. Eigentlich, wenn ich's mir recht überlege, hasse ich das Telefon sogar, diesen schwarzen Klotz boshafter Außenwelt mitten in meiner Wohnung. Niemals hat er mir Gutes übermittelt.

Anziehen, zum Haus meiner Eltern fahren. Muss wohl passiert sein. Ich hab's vergessen. Ich erinnere mich daran, dass ich dort im Flur zusammenbrach. Wir –meine damalige Freundin und ich- betraten die Wohnung meiner Eltern, meine Mutter stand im Flur und meine Schwester stand im Flur. Beide mit völlig verprügelten Gesichtern, geschwollen, verschoben, panischer Blick, die Arme über der Brust verschränkt. Meine Mutter schüttelte nur den Kopf. Ich brach zusammen mitten in der Diele. Aus jedem Knie wurde der Splint gezogen und ich klappte wie ein seit Jahren auf diese Gelegenheit wartendes Scheißblechmännchen zusammen. Ich sackte auf den Boden und riss mich an den eigenen Haaren, machte ein Geräusch, das meiner damaligen Freundin die schiere Angst ins Gesicht meißelte.

Das war der Moment, als ich zum ersten Mal in meinem Leben neben mich trat. Ich sah mich am Boden liegen, die Haare raufen, schluchzen, mit hässlich verzerrtem Gesicht und dachte ohne jede Gefühlsregung: "Aha, das ist also der Moment des Schmerzes. So sieht das aus. Da kommen all die Worthülsen her. Sie haben doch Bedeutung. Da fängt der Schmerz an!"

Später saß ich am Bett meines Vaters, der im Schlaf an den Folgen einer Gehirntumoroperation gestorben war, ich saß an seinem Bett und betrachtete sein Gesicht. Die Augen geschlossen, die Lippen mit abwärts geneigten Mundwinkeln leicht geöffnet. Ich sah seine Zähne. Er hatte sein Zähne nie besonders gepflegt. Vielleicht war meine Angst vor Zahnärzten vererbt, dachte ich. Draußen fing ein herrlicher Frühsommertag an seine Knospen und Blüten und Flügel zu recken. Beim Nachbarn bauten zwei Handwerker die Garage aus. Ich wünschte nichts sehnlicher, als sie mit einem Hochpräzisionsgewehr vom Gerüst zu schießen. Sie störten meine Verwirrung. Meine Trauer, das immer wieder aufflackernde Schluchzen, das Heulen, die wirren Sätze, die ich meinem Vater mit auf den Weg gab. Sie störten mich. Sie störten ihn. Ich wollte sie töten, wollte die Welt anhalten, jedem ins Gesicht spucken, brüllen, mit rostiger Klinge einritzen: "Seht her, das ist mein Vater, er ist tot! Und ich habe ihn geliebt!" Aber ich saß nur da, knetete die kälter werdenden Finger und beobachtet durch all die Tränen und den Rotz die fröhlichen Männer auf Nachbars Baustelle.

Wir tränkten das Haus mit Schmerz. Obwohl es ein altes, fast behäbiges Haus war, das einiges aushalten konnte, sollte es sich davon nie mehr ganz erholen.

15.08.12

For Your Bedroom Needs, We Sell...

Everything but the Girl
Turner's Furniture, Hull/Beverley Road


Heute war ein schöner Tag. Mit schöner Musik. Die Welt draußen scheint ja seit geraumer Zeit den Folk wieder entdeckt zu haben. Ich erlaube mir stattdessen, alte Juwelen auszugraben, auch akustisch. Ben Watt: North Marine Drive. Und Tracy Thorn: A Distant Shore. Das klingt thematisch so nah beieinander, das klar war, was passieren musste: "Now kiss!"

Sie taten's und das hieß Everything But The Girl: Eden.

Mehr oder weniger dreißig Jahre alt und immer noch fesselnd. Dann wären da noch die Young Marble Giants: Colossal Youth oder The Gist: Embrace The Herd. Gutes hält, Schönheit bleibt, auch wenn die Macher längst in Falten liegen.

That Was Then but This Is Now

Why make the past your sacred cow?
I guess you’ve changed, you’ve changed and how, ABC/Beauty Stab, 1983




Musik von 1982 hören? Und genießen? Der beschleunigte Lauf der Dinge wurde mir bewusst: Mit 16 waren wir Genies. Mit 60 werden wir verarmte Greise sein. Von der abgewetzten Lederjacke zu den karierten Pantoffeln ist weniger als ein Wimpernschlag, von weit draußen betrachtet.

Ohne Kärcher

Asterix und die Römer
Asterix heißt jetzt Arbeitsloserjugendlicher


Vor Jahren im Sommer in Freiburg. Das Privileg, in der Altstadt zu wohnen. Bei einem Spaziergang eine Menschenansammlung auf dem Augustinerplatz. Eigentlich wie immer. Schönes Wetter: viele Menschen. An dem Tag vielleicht ausnehmend viele alternativ gekleidete und frisierte junge Menschen. Um den Platz verteilt vereinzelt Polizisten. An sich fröhliche Stimmung, aber da lag was in der Luft.

Schon durch Alter und Kleidung von den vermutlich demnächst Protestierenden unterschieden, konnte ich unbehelligt an den Beamten vorbei in die nächste Straße. Und stieß auf die MACHT: hunderte Männer und Frauen in Kampfausrüstung, mit Schild und Helm und Knüppel standen da bis zur KaJo. Polizisten in dieser Ausrüstung haben immer was von den Römern bei Asterix. Rein optisch.

Die Nacht blieb ruhig, vermutlich war es den Versammelten auf dem Augustinerplatz damals nicht gelungen, den Zaubertrank zu brauen.

Ebenfalls vor Jahren in Paris erzählte mir ein junger Mann, dass unser Bild vom freundlichen Flic so nicht stimme. Die französischen Einsatzkräfte sähen sich mehr als Vollstrecker. Wie das dann wohl erst in so einer Sicherheitszone aussieht?

4 200 000 000 +++

Berlin ist eine Reise wert
Aber auch nur eine


Die Möwe Jonathan (sic!) wurde bei einem Inlandflug beobachtet. Oben stehendes Dokument gibt ihren Kommentar zur Situation um den Berliner Flughafen wieder.

14.08.12

Susi, echt jetzt!

It sends you spinning, you have no choice
Spellbound/Siouxsie & The Banshees

 
Der ganz große Wunsch nach DER Frau der Popkultur schlechthin... Siouxsie, komm zurück und schick all die Gören heim.

We are not pickers of garbage

We are pickers of recyclable materials
Tião/Waste Land

 
In dem Städtchen um die Ecke lebt ein junger Mann, der sich vermutlich wünscht, der fiese Cracknigga aus seinen C-Movies zu sein, der Homie aus den drittklassigen Rapbatzen, die er -so er ein Auto hätte- bei schönem Wetter in Endlosschleife in der Fußgängerzone der bescheuerten kleinen Stadt verwirbeln würde; ein Checker, der anderen mal eben die Welt erklärt, oder mit der Schrotflinte für Klarheit sorgt, oder beides, und dann die Bitches hernimmt, yo! Jammern über Leid, Status, das widerfahrene Unrecht ist dabei wie Atmen, ein Leben ohne Stütze undenkbar.

Eine Lektion wäre, ihm den Film WASTE LAND zu zeigen. Wenn dieser wimmernde Möchtegern dann nicht zusammenbricht angesichts der Größe von Menschen, die wirklich wortwörtlich im Dreck stecken und ihre Situation mit Würde tragen, hat er keine helfende Hand mehr verdient.

Eine zweite -finale, vermutlich- ihm den Flug nach Los Angeles bezahlen und in Compton/South Central auswildern. Der überlebt keine zwei Nächte.

Wer ist noch für 2wei? Hand hoch...

11.08.12

Alt.Folk

Saufen. Kotzen. Prügeln.
Tradition verpflichtet


Im kleinen Städtchen nebenan herrscht seit gestern Ausnahmezustand: die Mess' hat begonnen! Auf dem Markt werden überwiegend Trödel, elektronische Spielzeuge und witzige T-Shirts an übergewichtige Menschen in Ballonseide und Camouflage-Bermudas verkauft. Deren dicke, alte Eltern interessieren sich mehr für die ebenfalls angebotenen Socken, Suppen und Gewürze. Ansonsten vierundneunzig Freßstände, alle immer bestens belegt. Unglaublich, was so ein Markt aus den umliegenden Bergen lockt. Ästhetisch eine Katastrophe, aber Arroganz hilft hier nicht weiter. Nicht verwirrte Einzelgänger; das ist eine sehr ernstzunehmende Klientel. Das ist die Provinz. Das ist die Mehrheit.

Ponaders haben sowas gar nicht auf dem Schirm. Und obwohl hier im Städtchen kürzlich der regionale Kandidat der Piraten gekürt wurde (überschaubare Veranstaltung, aber nicht ohne Charme), drehen sich auch deren Themen viel mehr um den eigenen Bauchnabel und Berlin. Das Landvolk bleibt der CSU. Wenn auch da der Protestwahlgedanke keimt… ein kleiner Schritt nach rechts wird schnell zum Ruck.

Der Markt samt Gewerbeschau dient natürlich nur als Mäntelchen für den wahren Hit: nebenan der Vergnügungspark und dann erhebt sich ein sehr, sehr, sehr stattliches Zelt. Es gibt extra gebrautes Festbier, die Bürgermeisterin zapft an. Was eben alles so an Folklore im Vorspiel zu finden ist. Anschließend Vollgas-Saufen, 10 lange Tage. Dorfjugend in Billigstkunstseidetrachten knallt sich zu überwiegend stümperhaft dargebotener Dumpfmucke die Birne weg, alte Recken stemmen bis zum Erbrechen. Was spätestens ab halb zwölf in der Nacht passiert. Erwachsene Männer, die oben ohne orientierungslos durch die Gegend torkeln, gerne mal fehlt ein Schuh. Entfesselte Damen, die anzüglichst ihr Interesse bekunden. Taxigäste, die sich im Suff einscheißen: Stimmung überall! Von den hier und da überraschend ausbrechenden Faustkämpfen sei hier gar nicht die Rede, es versteht sich von selbst, dass die Stimmung latent aggressiv ist.

"Tausende Menschen eng zusammen gepfercht? Infernalischer Lärm aus Boxen, Mäulern, Fahrgeschäft? Das Menu ist angerichtet. Dann löschen wir das Mal mit einer Maß Bier ab....!"

Oder fünf.

Der Namensgeber der Mess' ist übrigens Schutzpatron der Bierbrauer, Waschfrauen und Köche. Und die kriegen wahrlich genug zu tun während dieser Bacchanalien in Unterfranken.

09.08.12

Kill 'Em All

Nicht von Metallica
Amalric war's


Während man nach einem trägen Tag abends entspannt im sonnigen Biergarten sitzt und ebenfalls entspannte Hafenbarkassen beobachtet, die sich zum Weißbier auch noch den Leberkäs mit Bratkartoffeln und Krautsalat genehmigen, wird man lediglich von den Wespen gestört. Verdammt! Schon wieder Zwetschgenzeit, das heißt der kurze Sommer neigt sich seinem Ende.

In dem was man Zuhause nennt gibt es selten Wespen, eher Hornissen (die wohnen hier) und ab und an ein gar scheußliches Exemplar der Stechmücke. Geht nicht an, dass einer bis spät nachts am Fenster dem Bach und Bach lauscht und diese infamen Insekten ihre gierigen Rüssel in seinen Körper stecken. Meine Säfte gehören mir, ich entscheide, wie sie verteilt werden. Im besten Fall an die Wand, samt Diebesleib.

Obiges Bild zeigt einen unbarmherzig errungenen Sieg gegen ein Exemplar der Ordnung Zecken. Noch schlimmer als Mücken, weil sie in dir drin stecken. Nächste Stufe: Chestburster in Alien I.

Aber dieser Sommer ging bislang ohne Parasiten im Leib und ohne Stiche über die Bühne. Was die Albigenser im oben erwähnten Slogan 1244 so nicht sagen konnten. Hach, die Päpste halt... lügen, brandschatzen, morden.

Wann kommt eigentlich Bigelows Film über bin Laden?

08.08.12

Sommerferien

Neues vom Toten
Halbwegs entziffert


Kürzlich stand hier zu lesen:" Auf der kleinen, vom Wald umsäumten Sandinsel im Bach, der vor unserem Haus fließt, fanden Arbeiter vor nicht allzu langer Zeit die Überreste eine Mannes. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug, rahmengenähte Budapester und eine abgewetzte Ledermappe die ihn, -schwer zu schätzen, aber sicher jenseits der Vierzig- wohl schon zu Schulzeiten begleitet hatte. Darin fanden sich vollgeschriebene Schulhefte und auch ausgedruckte Seiten; Notizen, Texte, Zahlen, Gekritzel, die meisten zur Unkenntlichkeit vergammelt. Wie übrigens auch der sie vermutlich einst verfassende, unbekannte Herr. Das Leibliche ist flüchtig, Schatten sind wir.

Es sollen hier nun gelegentlich einige der lesbaren Relikte das Licht der Öffentlichkeit erblicken."

Hier nun eine neu entschlüsselte Rolle, nicht aus Qumran, sondern einem Bach am anderen Ende der Welt:

Früh wach, trotz zweier Schlaftabletten. Der dämmernde Morgen wirkt unschuldig, bereit, das Beste aus sich machen zu lassen. Kühl noch die Luft überm schlafenden Pflaster, das erschöpft wirkt vom täglichen Getrappel und Geplapper. Erinnerungen an die Urlaubsfahrten als Kind...

Man schlief ein paar Stunden, eher ein fiebriges Dösen wegen der Aufregung. Dann kam die Mutter im wehenden Morgenrock über dem Nachthemd und weckte uns Kinder. Das Haus hell erleuchtet, blinzelte man gegen die grellen Lampen und das plärrende Radio. Die Glühbirnen waren nicht heller als sonst. Das Radio nicht lauter. Nur die kindlichen Sinne noch nicht abgeschliffen und alle Kanäle weit offen.

Wir saßen dann da mit riesigen Wüstenfuchsäuglein und rotzigen Nasen und schlürften unsere Milch. Nein, ich trank Kaffee seit meinem fünften Lebensjahr, meine Schwester heute noch lieber Milch oder Tee. Die Brote mit selbstgemachter Erdbeermarmelade oder Nuß-Nougat-Creme wollten nicht so recht rein, der Magen ein Schneeglöckchenblütenkelch. Der Vater konnte morgens noch nicht sprechen. Ein biologischer Defekt, vermuteten wir Kinder insgeheim. Das Oberteil des Schlafanzugs im Gummibund der Schlafanzughose, was oft zu einseitigen -er konnte ja noch nicht reden - elterlichen Diskussionen über ästhetische Zumutbarkeiten führte, versteckte er sich in Ermangelung der noch nicht ausgetragenen Tageszeitung hinter dem letzten Stern oder Jovial oder einem Blättchen der Bausparkasse. Gelesen werden musste jedenfalls. Das habe ich geerbt; ein Frühstück ohne Zeitung, ohne Information zur Nahrung ist kein ganzes.

Irgendwann erhob er sich plötzlich und zog sich samt Lektüre aufs Klo zurück. Da er durch den offensichtlich biologischen Defekt nicht in der Lage war zu sprechen, geschah dies unangekündigt und spontan. Wir Kinder fürchteten den Moment, vor allem, wenn wir versäumt hatten, vorher zu pinkeln. Er nannte die nun folgende Tätigkeit scherzhaft "abprotzen", wohl in Anlehnung an die Prozedur, eine Feldhaubitze vom Zuggerät abzuhängen. Je nach Größe und Beschaffenheit der Feldhaubitze konnte dieser urlaubsmorgenliche Prozess durchaus 20 Minuten in Anspruch nehmen. Im allgemeinen hin und her und Brote schmieren und Sunkist einpacken geschah es dabei durchaus, dass man ihn völlig vergaß. Bis das Donnern der Spülung das Ende der Sitzung verkündete. Die Tür flog auf, Vater ging mit gerollter Zeitung unterm Arm ins Bad, oder zurück in die Küche, völlig egal, ihm folgte der Pesthauch des Todes, eine fast sichtbare Luftverwirbelung, die kleinere Säugetiere sofort tötete, größere, wie uns Kinder, dazu brachte, neue Rekorde im Luftanhalten aufzustellen. Jetzt konnte er sprechen. Meist sagte er etwas wie: "So!", und damit war ja auch das meiste gesagt.

Wir hüpften auf der Straße herum, erwarteten die befreundeten Familien, genossen den Zustand, in dieser frühen Minute alles zu dürfen, die Welt zu besitzen, bevor die Sonne aufging und mit sich all die anderen Menschen brachte.

Irgendwann waren alle versammelt und der Zauber des Unberührten wurde ersetzt durch die ungewohnte Nähe. Die Erwachsenen waren wie ausgetauscht in diesen frühen Morgenstunden. Die Männer standen beieinander und unterhielten sich über die beste Route, die natürlich vorher auch schon hundertfach besprochen war. Einer furzte vielleicht, sagte: "Altes Kriegsleiden!" und alle lachten dann und wir Kinder durften dabei sein, es war herrlich, es war alles anders, es war Urlaub. Die Frauen unterhielten sich über den Reiseproviant und Tabletten gegen Reisekrankheit und wie sie darüber redeten, erweckte den Eindruck, als sei das die Geißel der Menschheit. Dann ging eine nochmals zum Pinkeln, dann die andere nach kurzem Zögern auch, schließlich waren alle Damen unter zunehmendem Gemurre ihrer Gatten entleert und es konnte losgehen.

Onkel Heinz fuhr Audi 80 mit Nummernschildkissen und Klorollenabdeckung, die anderen Opel Rekord oder Commodore. Die Männer saßen am Steuer, Gestik und Gesicht als fühlten sie sich wie Piloten viermotoriger Bomber. Ein Konvoi von drei oder vier Fahrzeugen setzte sich in Bewegung und hätte das Brummen der Motoren nicht alles übertönt, ich schwöre, man hätte die Musik gehört. Ein bisschen was mit Posaunen, viel Quarten und Quinten, Pauken natürlich, "Also sprach Zarathustra" und irgendwas für einen Film mit Hardy Krüger: Wir waren unterwegs!

Der erste Durchfall, das erste Bauchweh, der erste Krach der Eltern Lichtjahre entfernt. Wir waren unterwegs, da draußen gab es eine herrliche Welt, die sich hinter den Scheiben des Autos entrollte. Und wer weiß, vielleicht, ach was: ganz, ganz sicher würden wir etwas entdecken, einen See, eine Höhle, eine Burg, eine alten Pfeilspitze, ein rostiges Schwert oder wenigstens ein paar echte Knochen. Die Welt war voller Wunder und so schön, dass es beim Schlucken ein bisschen weh tat.

07.08.12

Bsssssssssssssssssssssssssss!

200 Flügelschläge pro Sekunde
Die Stubenfliege: voll das Tier


Obige Zeichnung gibt die exakte Flugroute einer handelsüblichen Stubenfliege an meiner Zimmerdecke wider. Das Ereignis dauerte kürzer, als die viele Tinte vermuten lässt. Dann fand das Vieh ins Freie. Möge sie dort der immer noch lauernde Höllenvogel verschlingen.

Tactical Urban Trecking Sneaker

When the going gets tough
Trägt der Gustl Tarnfleck


Auffällig, wie sich mit zusehender Schieflage der Welt das Militärische über die Mode immer weiter im Alltag verbreitet. Nicht nur unsägliche Tarnfleckjogginganzugträger beleidigen das Auge... man versuche beispielsweise online eine vernünftige Taschenlampe zu finden. Selbst für einen taktischen Kugelschreiber hat es schon gereicht, erfährt man bald.

Oben abgebildete Häuserkampf-Freizeitschuhe sind also lediglich noch eine Frage der Zeit. Remember where you read it first...

06.08.12

Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich!

Notizen vom unbekannten Toten
What happens in Vegas stays in Vegas


Auf der kleinen, vom Wald umsäumten Sandinsel im Bach, der vor unserem Haus fließt, fanden Arbeiter vor nicht allzu langer Zeit die Überreste eine Mannes. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug, rahmengenähte Budapester und eine abgewetzte Ledermappe die ihn, -schwer zu schätzen, aber sicher jenseits der Vierzig- wohl schon zu Schulzeiten begleitet hatte. Darin fanden sich vollgeschriebene Schulhefte und auch ausgedruckte Seiten; Notizen, Texte, Zahlen, Gekritzel, die meisten zur Unkenntlichkeit vergammelt. Wie übrigens auch der sie vermutlich einst verfassende, unbekannte Herr. Das Leibliche ist flüchtig, Schatten sind wir, et cetera, ad nauseam.

Es sollen hier nun gelegentlich einige der lesbaren Relikte das Licht der Öffentlichkeit erblicken. Beim folgenden Text handelt es sich um ein Manuskript eines Buchprojekts mit dem Titel "Frauenhasser", das der Unbekannte diversen Notizen zufolge mit einer Co-Autorin (!) zu veröffentlichen plante.

Frauenhasser I, 7. Oktober 2010

"Lass uns alles teilen: dein Geld und meine Probleme!"

So könnte das Credo lauten, das eine moderne Frau an den modernen Mann stellt. Wenn man nur die Befindlichkeit des weiblichen Organismus' und die damit verbundene massive Werbepower betrachtet! Überall Spots für Slipeinlagen und Tampons, Präparate gegen Verstopfung. Von der Beauty- und Wellness-Abteilung zu schweigen. Haar wird voluminöser, fester, dicker, schöner. Haut wird jünger, straffer, glatter, reiner. Alle Frauen wollen jung und knackig aussehen, wie es scheint. Und dann natürlich die Kosmetik und die Mode. Zillionen von Prospektseiten mit aktuellen Modellen in Sachen Eyeliner und Slip, Lidschatten und Übergangsmäntelchen.

Und wenn die gestylte, gewellnesste, knackige Frau dann vor uns steht und wir ihr an die Wäsche wollen, heißt es: "Halt, Chauvinist! Ich bin doch nicht nur ein Körper, du Schwein, du sexistisches!" Soll wahrscheinlich heißen, dass da auch ein Kopf, ergo: ein Geist anzutreffen ist. Gut. Dann will ich mich unterhalten mit diesem Menschen, der über einen Geist verfügt. Über Musik vielleicht, Bach oder Eels, egal. Über Literatur, von Goethe bis Manga ist alles recht. Oder Kunst? Gerne! Monet? Manet? Anselm Kiefer? Wie es dir beliebt, Schatz!

Aber, was kommt? "Gestern hab ich die Soundso getroffen, weia, ist die alt geworden!"

Was soll der Dreck? Frauen haben einmal im Monat ihre Periode. Punkt. Auch Männer kennen den Biorhythmus. Soll ich über den täglichen Zustand meines Gliedes berichten ("Heut früh hatte ich seit Monaten mal keine Erektion, ich mach mir Sorgen, Schatz!")? Oder wie mein Stuhlgang auf die Zufuhr von Steak und Bier im Gegensatz zu Tofu und Grüntee reagiert? Nein! Männer haben einen Körper, der funktioniert, wie er funktioniert und damit hat sich's.

Also echt: einmal eine treffen, die einen eigenen Musikgeschmack hat und deren Sammlung nicht aus den Geschenken und Ratschlägen ihrer ehemaligen Stecher besteht. Einmal eine treffen, wenn es um Politik geht, die sich traut zu sagen: "Keine Ahnung", anstatt entweder über ihre schwierige persönliche Situation oder das Leid der Frau in der dritten Welt zu schwadronieren. Ich habe auch keine Ahnung, aber eine Meinung und genau die sage ich: "Meiner Meinung nach sind alle Politiker Lügner!"

"Aber der Schröder sah gut aus!", kommt dann. Ende der Debatte.

Wenn ein Mann sehr beschäftigt ist, mit seiner Arbeit, vielleicht einem Bild, weil er malt, oder seiner Band, weil er Musiker ist, oder seiner Fußballmannschaft, weil er spielt oder eine trainiert, dann kommt bald der Punkt, an dem die Frau sagt: "Wir haben so wenig Zeit füreinander". Das sagt sie natürlich nicht einfach so, direkt am Abendessen, zum Beispiel. Das sagt sie nach einem langen Problemgespräch, bei dem er sich wand und verrenkte, um ihr Genüge zu tun. Tränen sind auch gern im Spiel. Wenn sie das Gefühl hat, dass sich das Männchen angemessen abgestrampelt hat, dann kommt dieser Satz. Der ja die Diskussion an sich erst eröffnet.

"Die Weibchen brauchen viel Zuwendung", könnte es in der Tierhandlung heißen. Aber wenn die Weibchen mittlerweile Astronautinnen oder Ärztinnen oder Profikillerinnen sind? Egal. Im Hirn des Weibchens läuft stets derselbe kurze Satz mit dem unerbittlichen Rhythmus eine Metronoms: "Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich!"

Wenn die Frau sehr beschäftigt ist mit ihrer Arbeit, vielleicht einem Bild, weil sie malt, oder ihrer Band, weil sie Musikerin ist, oder ihrer Fußballmannschaft, weil sie spielt oder eine trainiert, dann kommt bald der Punkt, an dem sie sagt: "Du kümmerst dich zu wenig um meine Probleme." Auch das kommt nie direkt, immer über Umwege: das Abendessen, Tränen, Schluchzen, bla. "Ich. Ich. Ich!"


Und so weiter, und so fort.

01.08.12

Auuuugen rechts!

The KKK Took My Baby Away
The Ramones


In der TAZ gab es  gestern einen Artikel über Polizeibeamte beim Ku-Klux-Klan. Im Musterländle. Bisher hatte ich ja schon Mappus-Tourette (zwanghaft das Wort "Drecksau!" ausstoßen, sobald sein Name fällt). Das weitet sich jetzt gerade aus...

Dass zwei Beamte der Ordnungsmacht Mitglieder werden in einer Organisation, die traditionell Menschen lyncht und verbrennt... da dachten die wackeren Schwaben sicher, dass das was mit der guten, alten katholischen Kirche zu tun hat.

Nachtrag: Die grobe Zeichnung oben entstand vor circa 30 Jahren in Bezug auf die Rocker unserer Kleinstadt und ihr ewiges "Sweet Home Alabama".

Beginnt ein neuer Monat...

We've always been at war with Eastasia
George Orwell/1984